Stress kommt – entgegen der weit verbreiteten Meinung – nicht von außen. Es sind nicht immer die Umstände und Anforderungen, die eine Situation zu einer stressigen Situation machen. Es sind auch nicht immer die anderen, die ständig etwas von uns wollen und uns damit das Leben zur Hölle machen. Es sind wir selbst. Genauer gesagt unsere Einstellung und Haltung diesen Anforderungen gegenüber. Wäre Stress ein rein von äußeren Faktoren bestimmtes Phänomen, müssten wir alle dieselben Situationen als Stress definieren. Tun wir aber nicht. Weil wir alle unterschiedliche Einstellungen und Denkmuster haben. Darüber hinaus hat jeder von uns natürlich andere Erfahrungen gemacht. Diese Erfahrungen prägen unsere Einstellung.
Während ich persönlich die ersten 10 Minuten eines Vortrages brauche, um meinen Stresspegel in den Griff zu bekommen, gibt es wahre Rampensäue, denen das Publikum nicht groß genug sein kann und wieder andere würden erst gar nicht vor fremden Menschen sprechen wollen.
Was in unseren Köpfen bei äußerer Beanspruchung passiert, ist folgendes: Der äußere Reiz wird erst einmal dahingehend geprüft, ob er für uns wichtig ist. Betrifft uns die Situation nicht, haben wir auch keinen Anlass, uns gestresst zu fühlen. Wenn wir aber zum Entschluss kommen, dass die äußeren Umstände durchaus relevant für uns sind und uns in unserem Dasein oder Tun berühren, führen wir eine zweite Bewertungsebene ein. Wir gleichen unsere Ressourcen, also alle uns zur Verfügung stehenden Mittel zur Bewältigung dieser Situation, mit den Anforderungen ab. Ist das Ergebnis unseres Abgleichs positiv, können wir also unserer Einschätzung nach die Situation bewältigen, gibt es auch hier wieder keinen Grund zur Panik. Wir können uns der Situation mehr oder weniger entspannt, aber mit der Gewissheit, dass wir es schaffen, stellen. Kommen wir aber zu dem Punkt, an dem wir glauben, die Anforderungen nicht meistern zu können, fangen die Stressreaktionen in unserem Körper bereits an und leichte Panik macht sich breit.
Ich selbst bin also dafür verantwortlich, wann Beanspruchung zu Stress und somit zu einer Belastung für mich wird. Es ist das Zusammentreffen äußerer Beanspruchung und innerer Einstellung. Wann immer ich der Meinung bin, der Situation nicht gewachsen zu sein, entsteht Stress in mir. Dabei spielt es absolut keine Rolle, ob ich objektiv betrachtet, zu wenig Mittel und Ressourcen zur Bewältigung zur Verfügung habe oder mir nur einbilde, dass ich die Anforderungen nicht erfüllen kann. Es ist die subjektive Wahrnehmung und Einstufung dessen, was mi r in einer bestimmten Situation abverlangt wird.
Das Gute ist, so wie wir selbst für unser Stresserleben verantwortlich sind, können wir selbst auch an unserer Wahrnehmung und unserer Einstellung arbeiten und aus unserer Erfahrung lernen und somit Situationen entschärfen, die uns vielleicht ins Schwitzen bringen könnten.
Mehr zum Thema „Wie entschärfe ich stressige Situationen?“ gibt es nächste Woche