Wie entschärfe ich Stressauslöser?

Nachdem ich letzte Woche auf das Thema eingegangen bin, wann Stress eigentlich zu Stress wird und bereits angeschnitten habe, dass wir selbst die Zügel in der Hand haben, soll es diese Woche darum gehen, wie ich Situationen, die mir viel abverlangen und die mich durchaus stressen könnten, entschärfen kann, um weiterhin leistungsfähig zu bleiben.

Was kann ich also tun, um denkbar stressige Situationen zu entschärfen?

Die Abbildung unten ist in der ursprünglichen Darstellung bereits bekannt. Jetzt ist sie jedoch um entscheidende Begriffe ergänzt.

Option Nummer 1 im Rahmen der Neubewertung ist die Werte-Kenntnis. In der ersten Bewertung geht es um die Wichtigkeit des eventuellen Stressauslösers und darum, ob er mich überhaupt betrifft? Hier ist es also ratsam, sich selbst und sein persönliches Wertesystem zu kennen. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass sich Werte und Ideale durchaus im Laufe des Lebens verändern können. Diesen Wandel sollten wir auch in Bezug auf mögliche Stressauslöser im Hinterkopf behalten. Denn wenn sich meine Werte ändern, ändern sich damit folglich auch mögliche Stressauslöser. Wenn Pünktlichkeit irgendwann in meinem Leben keine Rolle mehr spielt, ist es mir wahrscheinlich ziemlich egal, ob ich den Bus erwische oder nicht. Ich sprinte sicherlich nicht die letzten 500m zur Bushaltestelle, sondern nehme unter Umständen einfach den nächsten Bus.

Option Nummer 2 ist die Ressourcen-Übersicht. Die zweite Filteroption, die  sich der ersten Bewertung anschließt, ist die Übersicht über die eigenen Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen. Wenn ich die erste Frage nach der Wichtigkeit des auftretenden Reizes dahingehend beantworte, dass er mich betrifft, dann muss ich in einem nächsten Schritt Klarheit darüber haben, ob ich die Herausforderung mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln auch bewältigen kann. An dieser Stelle ist es also empfehlenswert, sich darüber bewusst zu sein, welche Stärken, Talente und Potentiale in mir stecken. Dabei geht es nicht nur um die Fähigkeiten, die ich selbst habe, sondern auch um die Möglichkeiten, mein Umfeld einzubinden und zum Beispiel über die Hilfe von Außenstehenden die Anforderung zu meistern. Auch Ressourcen verändern sich im Laufe des Lebens. Mit jeder Weiterbildung, die ich absolviere oder jeder Fähigkeit, die ich neu erwerbe und erlerne, erweitere ich meine Ressourcen. Im Alter kann es aber auch sein, dass ich auf frühere Ressourcen wie Kraft und Ausdauer nur noch begrenzt Zugriff habe.

Option Nummer 3 entspricht einer Neubewertung auftretender Anforderungen. Eine Neubewertung kommt über Erfahrungslernen zustande. Wann immer ich stressigen Anforderungen ausgesetzt war und die Situation bewältigen könnte, habe ich die Möglichkeit den Ursprungsreiz, also die Anforderung, die ich erstmal als stressig eingestuft habe, in der Bewertung zu verändern. So kann ich die Liste möglicher Stressverursacher mit jeder gemachten Erfahrung eventuell verkleinern. Wenn ich in der Schule zum Beispiel Angst vor Referaten habe und mich wohl oder übel trotzdem der Situation stellen muss, kann es sein, dass ich nach dem dritten Referat keine Stressreaktionen mehr erlebe, weil ich aus den vorangegangenen Situationen gelernt habe, dass ich die Situationen doch meistern kann oder mir zumindest nichts Schlimmes passiert.

Insofern können die Kenntnis unserer Werte, die Aneignung und der Ausbau von Wissen und Fähigkeiten, sowie das Sammeln von Erfahrungen dazu beitragen, Stressauslöser jederzeit zu minimieren.